VGI als Konzept der Zukunft
Wie wichtig VGI beziehungsweise V2G für die Antriebs- und Energiewende wird, hat neben verschiedenen Verbänden und Thinktanks wie DENA, Agora, BNE auch der Verband der Automobilindustrie aufgezeigt: In einem Positionspapier verweist der VDA auf die Potenziale von Elektroautos mit einer Rückspeisefunktion sowohl im direkten Umfeld des Fahrzeugnutzers (z.B. in Verbindung mit seiner Photovoltaikanlage), als auch im künftigen Beitrag zur Netzstabilisierung und Sektorenkopplung im Zuge der Energiewende. „V2G könne als Ergänzung zum erforderlichen Netzausbau einen sinnvollen Beitrag zur Optimierung der Netzauslegung leisten, ohne dass der Kunde auf die gewünschte Batterieladung zur Abfahrtszeit verzichten muss“, heißt es in dem Papier. Der VDA setzt sich daher – ebenso wie The Mobility House – und die Nationale Plattform Elektromobilität NPM dafür ein, V2G zum Durchbruch zu verhelfen.
Tesla auf dem Weg in den Energiemarkt
Auch industriepolitisch hat das Thema höchste Brisanz, geht es doch um zwei deutsche Schlüssel- und Vorzeigeindustrien, die deutsche Automobilindustrie und die vielen Marktakteure in der erneuerbaren Branche, die in den letzten Jahren hunderttausende von Arbeitsplätzen geschaffen haben. Diese Vorreiterposition gilt es als neuen Exportschlager zu nützen und Deutschland nachhaltig im Wachstumsfeld der Dekarbonisierung zu positionieren.
Tesla hat die Zusammengehörigkeit von Auto und Energie von Anfang an verstanden und gelebt. Bereits 2014 sagte J. B. Straubl, Mitgründer von Tesla Motors und Chief Technical Officer: „We are an energy innovation company as much as a car company.” Dass sich das bewahrheiten sollte, zeigen die jüngsten Ankündigungen, die jetzt ein rundes Bild ergeben. Neben der geplanten Millionen-Meilen-Batterie hat das Tesla Batteriespeichergeschäft mit der hochrentablen 100 MW Batterie in Australien den Mehrwert von Speichern im Energiemarkt bewiesen. Darüber hinaus hat Tesla eine Software mit dem Namen Autobidder entwickelt, die Batterien intelligent ins Energienetz integriert – ähnlich der Software von The Mobility House. Außerdem beantragte Tesla in UK eine Energieversorgerlizenz, um selbst am Markt zu agieren. Das V2G – egal ob die letzten Analysen des Tesla Onboard Chargers richtig oder falsch sind – der nächste logische Schritt ist, kann man sich denken.
Intelligente Sektorenkopplung als Schlüssel
Ein Blick zehn Jahre in die Zukunft –mit den hochskalierten erwarteten Zulassungszahlen – verdeutlicht das immense Potential der Technologie und zeigt, wie sich Energie- und Antriebswende einander bedingen: Für das Jahr 2030 hat die Bundesregierung als Maßnahme gegen die Klimakrise das Ziel von sieben bis zehn Millionen Elektroautos auf den Straßen ausgerufen. Deren Speicherfähigkeit kann durch eine intelligente Einbindung in die Energiewelt allein im deutschen Netz bis zu 39 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen vermeiden. Das sind 17 Millionen Tonnen mehr als ohne V2G geplant. Der Verkehrssektor würde damit bereits gut zwei Drittel seiner im Klimaschutzplan definierten CO2-Reduktionsziele bis 2030 erreichen und gleichzeitig deutlich zu einer effizienteren Nutzung erneuerbarer Energien beitragen. Mit der Netzintegration von Elektroautos würde sich – wie das Pilotprojekt mit TenneT gezeigt hat – auch ein kostspieliger Netzausbau der Nord-Süd-Trassen, den Experten auf einen mittleren zweistelligen Milliardenbetrag schätzen, reduzieren lassen.
Ob Kaffee, Fußballstadion oder eine ganze Insel, eines haben alle bisherigen Projekte von The Mobility House gemeinsam: Sie sind der Beweis dafür, dass Elektroautos einen sinnvollen wie auch effizienten Beitrag zur Entlastung und Stabilisierung des Stromnetzes leisten, die Netzintegration erneuerbarer Energieformen fördern, den CO2 Ausstoß reduzieren und somit elementar zur Energiewende beitragen können. V2G funktioniert technisch und die Mehrwerte sind offensichtlich. Was jetzt fehlt sind die regulatorischen Rahmenbedingungen und mehr aktive Marktakteure. Eine jetzt angegangene intelligente Sektorenkopplung kann die Marktdurchdringung der Elektromobilität sowie die Integration erneuerbarer Energien zu geringeren Gesamtkosten beschleunigen. Und das ganz ohne Belastung des Steuerzahlers, der sogar noch daran verdienen kann: Indem er sein Elektroauto als aktiven Part ins Stromnetz einbindet.