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Interview mit Move Electric: Riesiger Akkuspeicher aus fast 1.400 Elektroauto-Batterien – und eine klare Vision für die Zukunft

Marcus Fendt

Marcus Fendt

14. Februar 2024

Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Im tiefsten Sauerland steht ein altes Steinkohlekraftwerk von 1912. Darin: Batteriespeicher aus alten Elektroautos. Wir holen das Beste aus den Batterien heraus. Wie das funktioniert, erklärt Geschäftsführer Marcus Fendt im Interview mit MoveElectric.

Daimler Battery storage Elverlingsen

MoveElectric taucht gemeinsam mit uns tiefer in das Thema Energiemarkt ein. Im Interview geht es darum, welche entscheidende Rolle die Flexibilitätsvermarktung bei der Bewältigung dieser Herausforderung spielt und wie E-Auto-Fahrer:innen von der Vermarktung ihrer Ladeflexibilität profitieren können.

Hier liest du die Kurzfassung des Interviews. Weiter unten kannst du dir das Video ansehen.

Move Electric: Das hier ist ein Container mit gebrauchten Akkus. Was sehen wir genau?

Gebrauchte Akkus von E-Autos sind ein Teil unserer unserer Vision: Wir wollen mit Elektroautobatterien dem Energienetz helfen, mehr erneuerbare Energien zu schaffen und das Elektroautofahren günstiger zu machen.

Hier stehen in Summe 48 gebrauchte Renault Zoe-Batterien. Das sind ungefähr 1 Megawatt. Darüber sind die Inverter. Die kann man schnell und flexibel dahin transportieren, wo man sie braucht. Sie müssen nicht dauerhaft in dem Gebäude bleiben.  Einfach den Container hinstellen und man hat 1 Megawatt Leistung. Diese Leistung kann man noch für weitere 10 bis 15 Jahre nutzen.

Was hat das mit eurer Vision zu tun?

Wir wollen dem Elektroautofahrenden ermöglichen, kostenlos erneuerbare Energien zu laden. zero zero, sagen wir.

Ein riesiger Schritt in diese Richtung ist unser neu gelaunchtes Produkt eyond. Damit beginnen wir, Elektroautobatterien bzw. Elektroautos in den Energiemarkt tatsächlich aktiv zu integrieren und eine erneuerbare Energiewelt zu schaffen.

Das heißt, das ist eine echte Transformation von einem alten Kohlekraftwerkstandort hin zu erneuerbaren Energien?

Ja - das alte Kraftwerk hier drüben und auf der anderen Seite das beginnende, zarte Pflänzchen hier. Was machen wir an diesem Standort? Wir machen Primär-Regelenergie. Diese stabilisiert das deutsche Stromnetz, sodass Angebot und Nachfrage innerhalb von Millisekunden ausgeglichen werden.

Das machen normalerweise Kraftwerke - meistens Kohle- oder Gaskraftwerke. Wir haben hier jedoch gezeigt, dass auch Batterien das leisten können.

In Zahlen: Pro Batterie und Jahr, also Fahrzeugbatterie, durchschnittlich über alle unsere Batterien, haben wir 2021 etwa 1.500 € und im Jahr 2022 sogar 2.500 Euro verdient. Man muss dazusagen, dass das letzte Jahr vom Energiemarkt her sehr besonders war. Es gab viele Abweichungen. Daher ist der Wert so hoch ausgefallen.

Aber die Vision zero zero, die wir verfolgen, ist machbar: dass wir ohne Emission fahren und laden, weil wir nur grünen Strom laden und auch ohne Kosten laden können.

Wir haben nicht nur diese 48 Batterien hier. Wir haben noch eine ganze Ladung in der Halle.

Welche Batterien sehen wir in dieser Halle?

In dieser Halle in Elverlingsen haben wir Second Life-Batterien. Die Versuchsbatterien konnten von den Automobilherstellern nicht mehr weiterverwendet werden. Versuchsfahrzeuge müssen leider noch verschrottet werden. Und da haben wir reagiert: Wir haben den Hersteller gebeten, uns die Batterien zu überlassen, um zu zeigen, dass die Batterien einen großen Wert im Energiesystem bringen. Wir nutzen jetzt noch ca. 17 kWh. Anfänglich hatten sie um die 24 kWh.

In Summe haben wir 1.336 Batterien in Elverlingsen. Neben den Second-Life-Batterien verwenden wir auch First-Life-Batterien. Das heißt, wenn ein smart einen Unfall baut, kommen diese Ersatzbatterien in den smart - in der Zwischenzeit haben wir damit aber schon Geld verdient und dem Energiesystem etwas Gutes getan.

Was passiert mit den neuen Akkus?

Das Faszinierende an der Sache: Wenn ein Akku neu ist und man ihn richtig lädt und entlädt, altert er im Prinzip nicht. Man muss sich das so vorstellen: Es gibt eine kalendarische Alterung und eine physikalische Alterung. Die physikalische Alterung hängt davon ab, was du machst.

Wir beschleunigen nicht, wir bremsen nicht, wir haben hier immer 25 Grad und wir fahren den Akku nicht an die Grenzen. Somit betreiben wir ihn sehr schonend, wie man hier auch schön an der Ladekurve sieht. Immer ein bisschen laden, ein bisschen entladen und darum hält er.

Wahrscheinlich nimmt man an bis zu 10 Jahre in dieser Anwendung und hat immer noch so viel Kapazität, dass man ihn als Ersatzteil ins Auto geben kann.

- Anti-Ageing für Akkus -

Wo werden die Speicher noch genutzt?

Ein tolles Projekt haben wir in der Amsterdam Arena. Dort liegen auch 52 Nissan Leaf Batterien, neue wie gebrauchte. Die haben wir eingesetzt, damit die Arena kein Notstromaggregat kaufen musste. Immer, wenn ein Fußballspiel oder ein Konzert ist, übernehmen sie die Notstromversorgung.

Somit stellen sie Backup-Power zur Verfügung, falls was passiert. Nicht wie früher wie ein Dieselaggregat, so ein bisschen, sondern das ganze Spiel oder Konzert kann ich komplett aus diesen Batterien versorgen.

- Backup-Power für Background Sänger -

Johan Cruyff Arena Amsterdam - Energiespeicher

Unser Großspeicher-Projekt in der Johan Cruijff Arena in Amsterdam

Vehicle-to-Grid ist die Zukunft - momentan ist das Laden von E-Autos aber noch einfacher, oder?

Ja, definitiv. Unser Produkt dafür heißt eyond. Beyond smart Charging. Wir unterstützen die Kunden, die uns ihr E-Auto zur Verfügung stellen, für die Zeit, in der es geladen werden muss.

Du entscheidest: Wenn du nach Hause kommst, soll dein Auto mindestens auf 30 % SoC geladen werden. Ab da stellst du es Mobility House bis zum Beispiel dem nächsten Morgen oder dem übernächsten Tag hin frei, dein Auto auf die nächsten 90 Prozent zu laden. Und diese Zeit - von 30 bis 90 % - nutzen wir, um das Auto intelligent zu laden.

App Screen Ladezustand

Wir laden dein Auto, du sparst.

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Wie profitiert ihr davon? 

Wir bekommen vom Kunden die Flexibilität und können überlegen, wann wir laden wollen. Das heißt, wir schauen in der Prognose, wann ist Strom denn am grünsten, beziehungsweise wann haben auch andere Marktteilnehmer dringend Bedarf, Lasten loszuwerden, weil sie zu viel haben.

Und insbesondere bei diesen Fällen, und das nennt man dann nicht die Day-Ahead-Prognose oder den Day-Ahead-Markt, der schon 24 Stunden vorher klar ist, sondern es passiert kontinuierlich 5 Minuten, bevor die Kilowattstunde tatsächlich produziert werden muss. Da profitiert unser Kunde besonders. So erlösen wir ihm im Durchschnitt pro Jahr 250 €1.

1 Seit Januar 2024 sind es sogar mehr als 400 € möglich. Mehr erfahren

Der Kunde bekommt Geld zurück, wenn er über euer eyond-Produkt lädt. Richtig?

Genau. Jede smart geladene Kilowattstunde wird in so genannte Flexcoins umgewandelt. Ein Flexcoin ist 10 Cent wert. Das heißt, für jede intelligent geladene Kilowattstunde, die der/die Kund:in uns zur Verfügung stellt, spart er/sie 10 Cent.

Muss ich dazu eyond-Kunde sein und einen Stromtarif bei euch haben?

Genau, so ist es. Man muss mit dem gesamten Haushalt wechseln. Der gesamte Haushalt hat einen ganz normalen Haushaltstarif. Wir sind da nicht der absolut günstigste. Aber dadurch, dass du mit einem Elektroauto die 10 Cent zurück verdienen kannst, überholen wir eigentlich fast alles, was so am Markt ist, wenn Kund:innen uns die Flexibilität zur Verfügung stellen. Und das Geniale ist: Die E-Autofahrer:innen müssen sich um nichts Gedanken machen. Sondern wir kümmern uns darum.

Das ganze Video mit MoveElectric

Das ganze Interview im Video: Ein Blick auf die Zukunft unserer Energieversorgung

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Jens von MoveElectric zu Besuch in Elverlingsen, beim Stationärspeicher von The Mobility House

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