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Interview mit Move Electric: 3 Megawatt Second Life Akkus von E-Autos versorgen komplettes Stadion

Marcus Fendt

Marcus Fendt

20. Februar 2024

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

In der Amsterdam Arena leisten Second-Life-Batterien von Nissan ganze Arbeit: Das Stadion für 1,5 Stunden mit Strom zu versorgen, ist nur eines von möglichen Anwendungsszenarien. Erneut erklärt unser Geschäftsführer Marcus Fendt im Interview mit Move Electric, was die Batterien alles können und gibt Zuschauer:innen hilfreiche Tipps, wie sie beim Laden Geld sparen.

Das Johan Cruijff Stadion mit 52.000 Plätzen zählt zu den weltweit innovativsten Stadien und ist Vorreiter bei der Einführung intelligenter Technologien. Mit einer Gesamtleistung von 3 MW kann das Speichersystem die Energie von 4.200 Solarmodulen auf dem Dach der ArenA optimal speichern und nutzen.

Hier liest du die Kurzfassung des Interviews. Weiter unten kannst du dir das komplette Video ansehen.

Move Electric: Marcus, erzähl mal, was habt ihr hier im Stadion am Start?

Hier sind wir wirklich in der breiten Masse angekommen. Was haben wir hier am Start? Wieder Second-Life-Batterien in der Mischung mit First-Life-Batterien. Wieder zum Lernen für den Automobilhersteller. Diesmal sind es Nissan-Batterien, 148 Stück. Diese 148 Batterien, das sind 3 Megawatt, reichen aus, um die Arena für 1,5 Stunden komplett mit Strom zu versorgen. Quasi im Notfall, dafür ist der Speicher gebaut. Die Batterien springen ein und betreiben dieses Fußballstadion komplett. Früher gab es einen Notstromaggregat.

Den klassischen Dieselgenerator?

Genau, bei dem ich noch dauernd warten muss, Öl nachfüllen und hoffen, dass er dann geht. Den gibt es auch noch, ganz entfernen durfte die Arena den für die UEFA und für die Sicherheitsbehörden nicht. Aber dieser Dieselgenerator hat mal gerade 700 kW produziert, also nur Notstromlicht, Notaufzüge, Feuerwehr. Mit unseren 3 Megawatt können sich die Leute sogar noch Bitterballen1 in der Fritteuse machen lassen.

1 Niederländisches Gebäck

Aber: Das Kraftwerk läuft doch rund um die Uhr, oder?

Genau. Und da kommt unsere Technologie zum Einsatz. Wir sagen, ein Speicher ist wie ein Schweizer Taschenmesser. Der kann viel mehr als nur eine Sache. Hier ist es ultimativ die Notstromversorgung. Morgen ist ein Spiel, das ist um 22 Uhr vorbei. Dann geben wir den Speicher bis zum nächsten Spiel entweder in die Primärregelenergie oder in den Imbalance-Markt, wo man auch immer mit dieser Batterie am meisten Geld verdient. Das ist wahrscheinlich der erste Notstromgenerator, der sich innerhalb von 8 Jahren amortisiert und dann Geld bringt.

Wir haben unter uns 2.000 Parkplätze. Stell dir vor, davon würden nur ein Bruchteil während eines Stadionsbesuchs ihr Auto einstecken. Wir könnten die Notstromversorgung auch aus den E-Autos machen.

In diesem Speicher sehen wir ganz viele Akkus. Wozu dient das?

Ja, das liegt daran, dass wir hier gerade volle Power ins Netz einspeisen und die Frequenz in den Niederlanden stabil halten. Wenn das hier grün ist, siehst du, dass wir einspeisen und wenn es blau wird, dann nehmen wir Energie aus dem Netz, um die Frequenz zu halten.

Die Akkus sind ursprünglich für das Stadion designt. Da ein Spiel jedoch, so wie morgen, nur ein Mal die Woche stattfindet, können wir in der Zwischenzeit die Batterien am Energiemarkt vermarkten, um als sogenanntes Notstromaggregat auch noch Geld damit zu verdienen.

Anders als in Elverlingsen habt ihr oben auf dem Stadion eine Photovoltaik-Anlage.

Genau, mit 1 MW. Das Interessante an dem Setup ist, dass es hier ein komplettes Paket ist. Wir haben also Backup-Power. Dann haben wir gesagt, in der Zwischenzeit machen wir Primärregelenergie. Der nächste Schritt, den wir seit Mai (2023) machen, ist, dass wir auch in den Imbalance-Markt gehen in Holland. Das ist sowas wie Inter-Day-Handel. Sehr kurzfristig, je nachdem welcher Markt mehr Geld bringt. Dann haben wir am Wochenende PV-Überschuss. Unter der Woche wird der von der Arena aufgesaugt, weil es nicht so viel ist. Am Wochenende haben wir Überschuss, laden wir mit der PV-Anlage. Wir haben hier ca. 60 Ladepunkte, die auch nochmal Spitzen erzeugen am Morgen. Dann machen wir damit Peak-Shaving.

Es ist ein richtiger Multi-Use-Speicher, bei dem wir mit unserer Software-Technologien die ganzen Inputströme und Outputströme optimieren, um die Amortisation dieses Speichers zu maximieren.

- V2G, das Steckenpferd -

Vehicle-to-Grid ist ja auch das Steckenpferd von The Mobility House.Was bietet ihr dazu schon an?

Wir probieren Vehicle-to-Grid sogar gerade mit stationären Autobatterien aus. Warum? Weil wir lernen müssen, wie wir sie im Energiemarkt vermarkten, wie wir den größten Wert für diese Batterien herausholen, wie die Alterung minimiert wird, und so weiter. Jetzt haben wir gerade einen unidirektionalen Tarif gelauncht, und der nächste Schritt ist. das Ganze bidirektional zu machen.

Zunächst wollen wir unidirektional mit dem Kunden lernen, Feedback einsammeln, um dann bidirektional zu werden. Ende des Jahres (2024)werden wir dies mit Renault und dem R5 realisieren.

Was hat es mit dem Energiewirtschaftsgesetz § 14a auf sich?

Der §14a ist ein lange diskutierter Begriff. Für Elektromobilist:innen haben den sicherlich schon mal gehört. Den gibt es schon immer. Und zwar betraf der hauptsächlich Fabriken, Kühlhäuser oder so, die sich abschalten haben lassen, wenn ein Netzbetreiber Probleme hat. Jetzt stellen die Netzbetreiber fest, das wird in Zukunft mehr werden und haben den 14a so ausgestaltet, dass auch kleine Einheiten, sei es ein Elektroauto, eine Wärmepumpe oder ein Batteriespeicher, abgeschaltet werden können.

Früher hieß es abschaltbar, jetzt heißt es dimmbar. Es wird maximal auf die 4,2 kW herunter reguliert. Es wird also nicht passieren, dass die Wohnung kalt wird oder das Auto nicht mehr geladen werden kann. Es geht darum, dass man dem Verteilnetzbetreiber hilft.

Es muss sich auch wirklich keiner Sorgen machen, dass das irgendeinen unmittelbaren Einfluss hat. Erstmal gibt es so gut wie keine Netzbetreiber, der heute schon schalten kann. Es geht mehr darum, dass man ein Signal sendet.

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Ein Signal für wen?

Erstens für die Netzbetreiber, sie haben eine Notfallmöglichkeit, aber insbesondere auch für den/die Kund:in. Sieh zu, dass du dich netzdienlich verhältst - das müssen wir lernen, wir sind es bislang nicht gewohnt. Wir müssen lernen, dass Energie dynamisch ist, vom Preis her, und dass auch das Netz dynamisch sein muss mit den erneuerbaren Energien. Von daher ist bis Oktober diesen Jahres (2024) ein Technologiefindungsprozess, bei dem man festlegen will, wie das funktionieren wird. Dann kommt zu dem Smart Meter noch eine Steuerbox und diese Steuerbox wird dann diese Geräte ansteuern.

Ich kann, und das bieten wir unseren Kunden natürlich an, meine Wallbox jetzt rückwirkend beim Netzbetreiber anmelden. Warum nicht 160 € im Jahr sparen dafür, dass keine Einschränkung passiert?

Wieso spare ich 160 Euro?

Weil mir der Netzbetreiber das zahlt. Die bekommst du pauschal. Es gibt verschiedene Module. Bleiben wir beim einfachsten Modul. Du kriegst einfach pauschal im deutschen Durchschnitt 160 €.

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Wie hängt das mit eurem Stromtarif eyond zusammen?

Bei eyond, unserem intelligenten Autostromtarif, bieten wir die Flexibilität an. Der Kunde oder die Kundin sagt uns, bis wann das Fahrzeug vollgeladen sein soll oder einen bestimmten State of Charge haben soll. Je mehr Flexibilität wir zum Laden haben, umso mehr grüne und günstige Viertelstunden können wir uns heraussuchen. Und das optimieren wir. Oben drauf kommen jetzt noch die 160 € vom Netzbetreiber, sodass wir jetzt in Summe bei mindestens 400 € Ersparnis herauskommen.

Bekomme ich die Summe direkt von eyond zurück oder vom Netzbetreiber?

Die 400 Euro bekommst du über uns zurück. Wir gehen zum Netzbetreiber und sagen: Diese Ladestation ist angemeldet. Manche Netzbetreiber wollen es monatlich auszahlen, manche jährlich. Man muss sagen, das Gesetz ist am 8.12.2023 verabschiedet worden, also noch ganz neu. Die Netzbetreiber wussten es wenige Wochen davor. Die Neuerung beginnt gerade erst.

Mit dem Rollout laut dem Smart-Meter-Gesetz soll bis 2028 alles ausgerollt sein. Dann wird unser Netz digital sein und dann wird es auch dynamische Netzentgelte geben. Dann wird es den Paragraf 14a so nicht mehr geben, sondern wird der Netzbetreiber sehr genau voraussagen können: heute von 7 bis 10 in Kalifornien, beispielsweise, ist Strom doppelt so teuer - besser also erst danach laden.

Kann ich das denn schon ausprobieren?

Natürlich. Du kannst dir die App (für Android bzw. für Apple) herunterladen und dein Auto verbinden. Für rund 60 % der Autos geht das schon. Dann kannst du mal schauen, wenn du einsteckst und sagst, zu der Zeit soll das Auto voll sein, wie viel bei dir am Ende des Monats herauskommt. Das zeigen wir dir an. Es sind 10 Cent pro FlexCoin, so nennen wir das. So landest du am Ende des Jahres als deutsche:r Durchschnittsfahrer:in bei 250 Euro.

Das ganze Interview im Video: Amsterdam Arena

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Jens von Move Electric zu Besuch in der Johann Crujif Arena in Amsterdam

Zum Video mit Move Electric beim Batteriespeicher in Elverlingsen geht es hier.

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