Noch deutlicher wird der positive Effekt der Software, wenn der Akku nach seinem Einsatz im Elektroauto als stationärer Batteriespeicher weiterverwendet wird, man spricht hierbei von einer Second-Life-Anwendung. Zum Beispiel in einem der Großspeicher, welche TMH in den Markt für Primärregelleistung (PRL) eingebunden hat, so für die Stabilisierung des Stromnetzes sorgt und damit Erlöse erzielt. In Jahr 2017 erzielte TMH 1.134 Euro pro gebrauchter Elektroautobatterie im PRL-Einsatz. Umso wichtiger und gewinnbringender ist es, dass so ein Akku lange hält. Auch hier spielt der Algorithmus der Software von The Mobility House eine entscheidende Rolle.
„Das Konzept Second-Life-Batterien ist sehr interessant, da gebrauchte Akkus aus Elektroautos teilweise noch einen hohen Restwert haben“, bestätigt Dr. Holger Hesse, der stellvertretende Leiter des Lehrstuhls Elektrische Energiespeichertechnik von Professor Dr. Andreas Jossen an der TU München, der sich mit den Themen Batteriealterung und der Wirtschaftlichkeit verschiedener Akku-Anwendungen auseinandersetzt. „Die elektrische als auch die thermische Belastung beim PRL-Einsatz kann deutlich milder und harmloser ausfallen als der fordernde Alltag in einem Elektroauto. Es bietet sich also an, einen Akku, der für einen hohen Kaufpreis als Fahrzeugbatterie eingesetzt wurde, in ein zweites Leben zu überführen, wo er noch viele Jahre genutzt werden kann.“
Die „spannende Frage“, so der Wissenschaftler, sei nun, wann ein derart effizient genutzter Akku tatsächlich das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat und auch nicht mehr in Second-Life-Anwendungen eingesetzt werden kann. Nicht nur die TU München und The Mobility House sind schon sehr neugierig, wann dies der Fall sein wird. Schließlich haben auch die Automobilindustrie und Energieunternehmen im Sinne der Nachhaltigkeit sowie der Energiewende großes Interesse daran, dass Batteriesysteme möglichst lange genutzt werden können. „Wir gehen in einem Second-Life-Speicher mit gebrauchten Akkus aus Elektroautos mit einer zusätzlichen Nutzungsdauer von zehn bis 15 Jahren aus und sind aufgrund der Garantien, die wir von Automobilherstellern haben sehr zuversichtlich, dass das auch so eintrifft“, sagt Seiler.
Erste Erkenntnisse aus einem der TMH-Großprojekte unterstreichen diese Einschätzung: Denn in den ersten beiden Jahren im Megaspeicher in Lünen hat sich die nutzbare Gesamtkapazität des Systems dank Spannungsangleichungen auf Zellebene und der schonenden Behandlung durch den Algorithmus der Software sogar um 0,3 Prozent verbessern können.
Die Software, welche die intelligente Steuerung der Second Life Speicher übernimmt, und dazu beiträgt, dass die Batteriedegradation verzögert wird, ist bereits heute im Lade- und Energiemanagement von TMH im Einsatz. Dieses herstellerunabhängige und modular skalierbare Eigenprodukt des Unternehmens ist europaweit einzigartig hinsichtlich des intelligenten Ladens mehrerer Fahrzeuge an einem Standort. The Mobility House ist hier bevorzugter Dienstleister von Flottenkunden, Logistik- und Busbetreibern sowie Stadtwerken als Partner der Immobilienwirtschaft.