Das Wichtigste bei der Elektromobilität? Man muss sich auf sie verlassen können. Dementsprechend muss auch die Ladeinfrastruktur laufen und vor allem leistungsfähig sein. Das stellt Unternehmen gerne vor Herausforderungen, insbesondere dann, wenn beim Aufbau mehrere Ladepunkte und gleichzeitigem Laden von E-Fahrzeugen die am Standort verfügbare Anschlussleistung an ihre Grenzen stößt.
Niemand will schließlich im laufenden Betrieb riskieren, dass Sicherungen fliegen, teure Lastspitzen entstehen – oder Fahrzeuge nicht vollgeladen sind.
Auftritt Lastmanagement.
Damit der Laden läuft, ist ein Lastmanagement eine notwendige und sinnvolle Investition, um Effizienz, Netzverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit der eigenen Ladeinfrastruktur zu gewährleisten. Im Folgenden verraten wir dir, wie du mit intelligentem Laden die Betriebskosten deiner Ladeinfrastruktur deutlich senken kannst.
Warum Lastmanagement für Flotten unverzichtbar ist
Das Problem: Stell dir vor, du willst eine Flotte elektrifizieren. Klingt gut, aber sobald mehrere Ladepunkte gleichzeitig in Betrieb gehen, wird die verfügbare Anschlussleistung erfahrungsgemäß schnell knapp. Ein Ausbau ist teuer – dann lieber weiterhin mit Diesel fahren, oder? Das ist natürlich keine langfristige und vor allem keine nachhaltige Lösung.
Genau hier setzt ein intelligentes Lastmanagement an: Es sorgt dafür, dass die verfügbare Leistung am Standort optimal genutzt wird, ohne die zulässige Grenze zu überschreiten. Du kannst also mehrere Ladepunkte anschließen ganz ohne eine kostspielige Anschlusserweiterung.
Lastmanagement: so funktioniert’s
Ein Lastmanagementsystem verteilt die vorhandene Leistung am Standort effizient auf alle aktiven Ladepunkte. Dabei wird durch intelligente Steuerung sichergestellt, dass die vertraglich festgelegte maximale Leistungsaufnahme nicht überschritten wird, um teure Leistungsspitzen und unnötige Zusatzkosten zu vermeiden. Die einzelnen Ladevorgänge an den Ladesäulen werden also über das Lastmanagement zentral gesteuert. Dabei gibt es zwei grundlegende Varianten: statisches vs. dynamisches Lastmanagement.
Statisches Lastmanagement vs. dynamisches Lastmanagement
Statisches Lastmanagement
Beim statischen Lastmanagement wird eine feste maximale Leistungsgrenze für die Ladeinfrastruktur definiert. Diese wird dann intelligent auf die an Ladepunkte angeschlossenen Fahrzeuge verteilt. Allerdings bleibt der Einfluss anderer Faktoren wie die Gebäudelast in diesem Szenario unberücksichtigt. Statisches Lastmanagement ist daher vor allem geeignet für Standorte mit einem konstanten Energiebedarf oder wenigen Fahrzeugen, die geladen werden müssen.
Dynamisches Lastmanagement
Beim dynamischen Lastmanagement wird die verfügbare Gesamtladeleistung flexibel und in Echtzeit an die aktuelle Last am Standort angepasst. Ein lokaler Stromzähler misst die Gesamtauslastung sekundengenau – das ermöglicht eine kontinuierliche Optimierung der Stromverteilung für höhere Effizienz.
Diese Variante ist für Unternehmen meist die sinnvollere. Durch dynamisches Lastmanagement kann garantiert werden, dass die Ladevorgänge von Firmenflotten, im Logistik-Betrieb oder im Bus-Depot optimal funktionieren und der Betrieb am Laufen bleibt, selbst wenn andere Faktoren die Gesamtlast beeinflussen.
Beispiel: Wenn mittags die Firmenkantine oder die Sortieranlage im Paketdepot auf Hochtouren läuft, reduziert das System automatisch die Ladeleistung – und erhöht sie wieder, sobald Kapazitäten dafür frei werden.
Zusätzlich lassen sich mit einem intelligenten Lastmanagement sogar Ladepunkte, die über verschiedene Unterverteilungen angeschlossen sind, dynamisch regeln – etwa mit ChargePilot® Multi Fuse und Multi Meter.

Vergleich der verfügbaren Leistung bei statischem und dynamischem Lastmanagement
Verlässlich und kostengünstig: Laden mit Lastmanagement
Ein smartes Lastmanagement ist also eine sinnvolle Investition, um die Kosten für die eigene Ladeinfrastruktur am Standort möglichst gering zu halten. Doch werden Fahrzeuge dann überhaupt vollgeladen, wenn die Ladeleistung zwischendurch gedrosselt wird?
Ja, definitiv.
Zum einen stehen Fahrzeuge in der Praxis meistens länger an der Ladesäule, als sie zum Laden benötigen. Das intelligente Lastmanagement nutzt diese längeren Zeitfenster effizient aus und bietet zudem Flexibilität für Sonderfälle. Wenn z.B. ein Fahrzeug früher los muss oder bevorzugt geladen werden soll, bietet ein intelligentes Lastmanagement verschiedene Optionen. Bestimmte RFIDs oder Ladepunkte lassen sich im System ganz einfach bevorzugen. Für Logistik- oder Busdepot können die Ladeprioritäten am tatsächlichen Bedarf und an Fahrplänen ausgerichtet werden, damit die Fahrzeuge immer dann voll geladen sind, wenn sie in den Einsatz gehen.
Zwei typische Szenarien:
- Laden am Firmenparkplatz: Mitarbeiter parken ca. 8 Stunden. Selbst wenn alle morgens gleichzeitig ankommen, wird der Strombezug der Fahrzeuge durch das Lastmanagement über den Tag verteilt. Vollladungen sind problemlos möglich und das ohne teure Lastspitzen. Werden Firmenwagen im Laufe des Tages für Auswärtstermine oder längere Strecken benötigt, können diese Fahrzeuge direkt morgens priorisiert geladen werden.
- Laden im Busdepot: Busse kommen abends ins Depot, z.B. gegen 20 Uhr. Statt sofort alle mit voller Leistung zu laden (was sich bei hoher Netzlast schnell auf die Stromrechnung auswirkt), verteilt das Lastmanagement die Ladung intelligent über die Nacht. So werden die Busse günstig geladen und sind morgens alle einsatzbereit.
Noch mehr Effizienz beim Laden (und Sparen) lässt sich durch smarte Zusatzfunktionen erzielen. Gibt es am Standort etwa eine Photovoltaikanlage, kann das Lastmanagement überschüssige Solarenergie erkennen und priorisiert zum Laden nutzen. Das erhöht den Eigenverbrauch und spart Stromkosten. Eine dynamische Tarifoptimierung bezieht flexible Energiepreise am Markt mit ein und verschiebt Ladevorgänge automatisiert in die günstigsten Zeiten.
So lassen sich durch ein intelligentes Lastmanagement je nach Gegebenheiten vor Ort zwischen 30 und 70 % der üblichen Kosten einsparen. Das lohnt sich doch, oder?
Extra-Bonus: Netzdienliches Laden, also die Anpassung der Ladeleistung auf die jeweilige Netzsituation, unterstützt eine stabile Stromversorgung und reduziert die Gefahr lokaler Überlastung. Denn einen Stromausfall aufgrund von Netzüberlastung hat sicherlich kein:e Unternehmer:in auf seiner/ihrer Bingo-Karte stehen.

Ein Blick ins ChargePilot® Dashboard
Dreamteam: Lastmanagement und OCPP
Warum solltest du für deine Ladeinfrastruktur auf ein Lastmanagement mit OCPP setzen? OCPP steht für Open Charge Point Protocol und ermöglicht eine standardisierte Kommunikation zwischen Ladepunkten und dem zentralen Lade- und Energiemanagement. Als offener Standard gewährleistet OCPP die Interoperabilität zwischen Geräten verschiedener Hersteller und unterstützt eine sichere Datenübertragung innerhalb der Ladeinfrastruktur.
Ein auf OCPP basierendes Lastmanagement lässt sich problemlos in bestehende Energiesysteme integrieren und verbessert die Steuerung zwischen Verbrauchern, Erzeugern und dem Netz.
- Standardisierte Kommunikation: OCPP ermöglicht eine standardisierte Kommunikation zwischen Ladegeräten und Managementsystemen. Dies erleichtert die Integration verschiedener Hardware- und Softwarelösungen und sorgt für eine nahtlose Zusammenarbeit.
- Herstellerunabhängigkeit: Da OCPP ein offener Standard ist, können Betreiber von Ladeinfrastrukturen Geräte verschiedener Hersteller verwenden, ohne sich auf proprietäre Lösungen beschränken zu müssen. Dies fördert den Wettbewerb und die Innovation im Markt für Ladeinfrastrukturen.
- Zukunftssicherheit: OCPP wird kontinuierlich weiterentwickelt, um mit den technologischen Fortschritten und neuen Anforderungen Schritt zu halten. Dies gewährleistet, dass Ladeinfrastrukturen, die OCPP verwenden, auch in Zukunft kompatibel und sicher bleiben.
- Optimierung des Ladevorgangs: OCPP schafft die Grundlage für erweiterte Funktionen wie Lastmanagement, Benutzerverwaltung und Abrechnungssysteme. Dies ermöglicht eine effizientere Nutzung der verfügbaren Ladeleistung und verbessert das Nutzererlebnis.
Einblicke in den Lade-Alltag mit Lastmanagement
Die Vorteile von Laden mit Lastmanagement
Die Vorteile sind eindeutig: Ein intelligentes Lastmanagement hebt die eigene Ladeinfrastruktur auf das nächste Level, denn durch das System können Firmen die Potenziale einer elektrischen Flotte voll ausschöpfen – vor allem mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit der Ladeinfrastruktur.
Zum einen bestehen geringere Investitionskosten: Es ist kein teurer Netzausbau notwendig – z. B. Mittelspannungsanschluss (hier liegen die Kosten schnell zwischen 70.000 und 250.000 €). In vielen Fällen reicht die bestehende Infrastruktur mit Leitungen und Trafostationen aus, da das Lastmanagement dafür sorgt, dass nicht alle Fahrzeuge gleichzeitig mit voller Leistung geladen werden müssen.
Zum anderen fallen niedrigere Betriebskosten für das Laden von E-Flotten an, da Ladevorgänge in günstigere Zeiten (z.B. nachts) verschoben werden und teure Lastspitzen vermieden werden, die sich in vielen Stromtarifen direkt auf die Netzentgelte oder Leistungspreise auswirken.
Man kann also sagen: Intelligentes Lastmanagement ist der Schlüssel für den wirtschaftlichen Betrieb deiner Ladeinfrastruktur. Es senkt nicht nur deine Kosten, sondern macht deine Ladeprozesse smarter, flexibler und zukunftssicher. Mit Lösungen wie ChargePilot® sind nicht nur beliebig viele Ladepunkte steuerbar, du kannst so das volle Potenzial deiner Ladeinfrastruktur ausschöpfen. Effizient, flexibel und stabil – heute und übermorgen.