Wie der Strompreis festgelegt wird
Der Ort an dem der Strompreis definiert wird, ist die Energiebörse (European Energy Exchange, kurz: EEX). Wie der Name bereits suggeriert, wird dieser Handelsplatz wie jeder andere durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bestimmt. Es gibt zwei Hauptmärkte, auf denen Strom gehandelt wird: den Spotmarkt, auf dem Strom zur sofortigen Lieferung gehandelt wird, und den Terminmarkt, auf dem Strom für zukünftige Lieferungen gehandelt wird. Der Strompreis wird in Intervallen alle 15 Minuten neu festgelegt, was ihn sehr dynamisch macht. Verschiedene Faktoren wie Störungen oder der Ausfall eines Kraftwerks sowie ungünstige Wetterbedingungen und geopolitische Entwicklungen haben unmittelbare Auswirkungen auf den Strompreis.
Hauptbestandteile des Strompreises
Der Strompreis setzt sich aus einem festen Grundbetrag, dem deutlich kleineren Anteil, und einem variablen Arbeitspreis zusammen, der die wichtigste Größe bei der Stromrechnung darstellt. Der Arbeitspreis berechnet sich anhand der individuell verbrauchten Strommenge (kWh) und basiert auf drei Hauptkategorien:
- Steuern, Abgaben und Umlagen: Diese machen etwa 27 % des Strompreises aus.
- Netzentgelte: Etwa 21 % des Strompreises entfallen auf Netzentgelte, die die Kosten für Betrieb, Ausbau und Wartung der Stromnetze abdecken.
- Beschaffung und Vertrieb: Rund 52 % des Strompreises entfallen auf Kosten für Stromeinkauf, Service und Vertrieb.
Eine Änderung in einer der Komponenten hat direkte Auswirkungen auf den Strompreis. Zum Beispiel spielte die EEG-Umlage, die den Ausbau erneuerbarer Energien förderte, in der Vergangenheit eine bedeutende Rolle bei der Preisgestaltung. Ihre Abschaffung 2023 könnte nun zu einer Entlastung bei den Stromkosten führen.
Tipp: Wenn du einen hohen Strombedarf hast (z. B. wegen einer Wärmepumpe oder anderen energieintensiven Geräten), ist es oft günstiger, einen Tarif mit höherem Grundpreis und niedrigerem Arbeitspreis zu wählen.
Netzentgelte und ihre Rolle
Netzentgelte sind Gebühren, die für die Nutzung des Stromnetzes anfallen und von jedem Stromnutzenden an den Netzbetreiber gezahlt werden. Sie sind entfernungsunabhängig und ermöglichen grundsätzlich den Zugang zum Stromtransport- und -verteilungssystem. Das Netzentgelt setzt sich aus einem Arbeitspreis für den Verbrauch in Cent/kWh oder Euro/MWh und einem Leistungspreis für die maximal genutzte Leistung zusammen. Bei Haushalten in der Niederspannung, die weniger als 100.000 kWh Strom pro Jahr verbrauchen, gibt es in der Regel keinen Leistungspreis, sondern einen Grundpreis.
Die Höhe der Netzentgelte wird von Regulierungsbehörden festgelegt, die zulässige Erlösobergrenzen bestimmen. Die Netzbetreiber müssen diese Grenzen einhalten und dürfen nicht mehr als den erlaubten Gewinn erzielen.
Regionale Unterschiede bei den Strompreisen
Regionale Unterschiede bei den Strompreisen entstehen durch verschiedene Faktoren wie variierende Netzentgelte, die je nach Region teils deutlich unterschiedlich ausfallen, und unterschiedlichen Konzessionsabgaben. In Gebieten mit vielen Wind- und Solaranlagen, wie in Ost- und Norddeutschland, sind die Netzentgelte beispielsweise höher, da die Netzinfrastruktur entsprechend an die erneuerbaren Energien angepasst werden muss. Auch in ländlichen Gebieten sind die Strompreise oft höher als in Städten, da die Kosten auf weniger Menschen umverteilt werden. Örtliche Netzbetreiber und Gemeinden erheben diese Abgaben, was die regionale Schieflage bei den Strompreisen hervorruft.
Unterschiede zwischen Privat- und Gewerbestrom
Technisch gesehen sind Privat- und Gewerbestrom gleich, jedoch gibt es Unterschiede bei Verbrauch und Tarifen. Im privaten Bereich liegt der jährliche Stromverbrauch meist zwischen 1.000 und 5.000 kWh, während für Gewerbetreibende mit großen Produktionsstätten Strommengen von bis zu 10.000.000 kWh keine Seltenheit sind. Auch der Zeitpunkt des Stromverbrauchs kann variieren, da Unternehmen oft nachts oder im Schichtbetrieb arbeiten.
So betrug der durchschnittliche Strompreis 2023 laut Statistischen Bundesamt für Haushaltskund:innen rund 41,75 ct/kWh, während der durchschnittliche Gewerbestrompreis bei 20,35 ct/kWh lag (Preisangaben inkl. Steuern, Abgaben und Umlagen).
Gewerbekund:innen profitieren also von günstigeren Tarifen mit niedrigeren Steuern und Umlagen. Diese Entlastungen sind notwendig, da die Strompreise für Unternehmen in Deutschland im europäischen und internationalen Vergleich hoch sind. Ohne diese Regelungen könnte die internationale Wettbewerbsfähigkeit leiden, was zu einer Verlagerung von Unternehmen ins Ausland führen könnte.
Einfluss externer Faktoren auf den Strompreis
Das aktuelle Strommarktdesign beruht auf dem Merit-Order-Prinzip, bei dem der Strompreis von der teuersten Kilowattstunde bestimmt wird. Das führt dazu, dass alle Kraftwerke denselben höheren Preis erhalten, obwohl sie unterschiedlich kostengünstig arbeiten. Dieses Prinzip fördert effiziente, kostengünstige Anbieter und hält gleichzeitig teurere Kraftwerke im Markt, um eine stabile Stromversorgung zu sichern. Auch die Reihenfolge der Kraftwerkeinsätze wird durch dieses Steuerinstrument geregelt: Zuerst werden die günstigsten Kraftwerke eingesetzt, um die Nachfrage zu decken und Gesamtkosten zu minimieren, gefolgt von den teureren, um den verbleibenden Bedarf zu decken. (Erfahre mehr zum Merit-Order Prinzip beim BMWK).
Im Zuge der Energiekrise wurde dieses Prinzip jedoch problematisch, da teure Gaspreise den Strombörsenpreis stark erhöhten. Weitere Faktoren wie technische Probleme in französischen Kernkraftwerken, die den Einsatz von Kohlekraftwerken zeitweise nötig machten, trieben den Strompreis noch weiter in die Höhe.
Dies verdeutlicht, wie externe Faktoren den Strompreis beeinflussen können und wie wichtig eine stabile Stromversorgung ist.
Strompreisentwicklung und Entlastung durch Regierung
Die Strompreise erreichten Anfang 2023 ein Rekordniveau, befinden sich jedoch wieder im Abwärtstrend. Die Strompreisbremse der Bundesregierung hat Haushalte effektiv entlastet und die Verbraucherpreise gesenkt. Der Abwehrschirm hat somit seine Wirkung in hohem Maße entfalten können. In 2024 werden keine Preisbremsen mehr angeboten.
Die Regierung arbeitet aber an einer Senkung der Stromsteuer für Gewerbebetriebe auf 0,05 Cent pro Kilowattstunde - zuvor über 1,5 Cent. Mit dem Strompreispaket sollen Entlastungen für die Industrie auf den Weg gebracht werden, um kurzfristig und mittelfristig hohe Stromkosten zu reduzieren, mehr Planungssicherheit zu schaffen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Die Regierung hat zudem Hürden für den Ausbau erneuerbarer Energien, steuerbarer Kapazitäten und der notwendigen Netzinfrastruktur abgebaut. Je schneller wir hier voranschreiten, desto schneller können die Strompreise auf das Niveau vor 2021 sinken. Dies geht aus dem Jahreswirtschaftsbericht 2024 der BMWK hervor.
V2G als Schlüssel zu niedrigeren Strompreisen
Wir sollten die Energieerzeugung und -nutzung insgesamt überdenken. So können wir künftig beispielsweise die vielen Batterien von Elektroautos einsetzen, um Stromkosten zu senken. Geparkte Elektroautos dienen als mobile Stromspeicher und speisen bei Bedarf Strom ins Hausnetz (V2H) oder öffentliche Netz (V2G) ein. Dies fördert erneuerbare Energien und entlastet die Stromnetze.
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Gemeinsam handeln, Zukunft gestalten