Elektroauto öffentlich laden: Welcher Ladetarif ist der richtige für mich?

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The Mobility House Team

19. September 2019

(Letzte Aktualisierung: 15. Juli 2024)

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Beim Laden an der Ladesäule wirst du mit diversen Abrechnungs- und Zugangssystemen konfrontiert - da verliert man schnell den Überblick. Wir helfen dir, den Weg durch den Dschungel an Tarifen zu finden.

Junge Frau mit Hund an öffentlicher Ladestation

Wenn du an einer öffentlichen Ladesäule lädst, bist du auf längeren Fahrstrecken flexibler. Laut Bundesnetzagentur1 gab es im Januar 2024 mehr als 98.200 öffentliche Normalladepunkte und 15.200 Schnellladepunkte. Bei der Auswahl des richtigen Ladesäulen-Anbieters spielt dein eigenes Ladeverhalten eine wichtige Rolle. 

  1 Quelle:  Bundesnetzagentur - Öffentliche Ladeinfrastruktur

Welcher Ladetyp bist du?

Wir haben das unterschiedliche Ladeverhalten von Elektroauto-Besitzer:innen im öffentlichen Bereich analysiert und dabei drei Haupt-Ladetypen erkannt. Der Analyse haben wir ein E-Auto mit einer Batteriekapazität von 50 kWh und einer Ladeleistung von 11 kW zugrunde gelegt. Dies entspricht beispielsweise einem Volkswagen ID.3 oder einem Opel Corsa-e.

  1. Notfalllader:in

    Du lädst dein Elektroauto meistens an der eigenen Ladestation zu Hause oder am Arbeitsplatz. Unterwegs lädst du nur im Notfall. Die Durchschnittslademenge an einer öffentlichen Ladestation beträgt ca. 50 kWh pro Monat. Das entspricht zum Beispiel einer Vollladung.

    Mit einem aktuellen Strompreis von 40 Cent/kWh zahlst du fürs Laden zuhause im Monat rund 52 €* bei einem Jahreskilometerverbrauch von 11.000 km. Im öffentlichen Ladenetz musst du mit einem Kilowattstunden-Preis von mindestens 50 Cent (AC) bzw. 60 Cent (DC) rechnen. Da kommen schnell knapp 65 bzw. 78 € monatlich zustande.

    *Berechnet bei 11.000 km / Jahr und einem Verbrauch von 15,4 kWh auf 100 km.

  2. Gelegenheitslader:in

    Du bist sehr viel in der Stadt unterwegs und lädst ab und zu das Elektroauto an der Ladesäule auf. Deine Durchschnittslademenge an einer öffentlichen Ladestation beträgt ca. 100 kWh pro Monat. Das wären beispielsweise zwei volle Akkuladungen im Monat.

  3. Viellader:in

    Du bist oft auf Geschäftsreise und bist auf die öffentlichen Ladestationen für dein Elektroauto angewiesen. Dein Fahrzeug lädst du im Durchschnitt fünfmal monatlich an öffentlichen Ladesäulen voll. Das entspricht einer Ladung von ca. 250 kWh pro Monat.

Welche Ladekarte ist die passende für mich?

Wir geben dir einen Überblick über die wichtigsten Ladeanbieter im europäischen Raum.

Vergleich der Abrechnungssysteme bei öffentlichen Ladesäulen

Auf der Fahrt mit dem Elektroauto durch Europa begegnen dir Ladesäulen mit unterschiedlichsten Abrechnungssystemen. Die meisten funktionieren mit einer eigenen Ladekarte oder Lade-App. Im Normalfall musst du dich beim Betreiber der Ladesäule zu registrieren.

Die Ladestrom-Tarife sind oft intransparent und basieren auf gemischten Bezahlmodellen: Grundgebühren, Prepaid-Tarife oder es wird nach einer der folgenden Preiskomponenten abgerechnet:

  • Lademenge: Die meisten Anbieter stellen die Lademenge, also die kWh, die dein Elektroauto lädt, in Rechnung. Das ist die eichrechtskonforme Variante.
  • Grundgebühr: Zusätzlich zur geladenen Zeit oder Lademenge kann je nach Anbieter eine weitere monatliche Grundgebühr anfallen.
  • Startgebühr: Es fällt ein einmaliges Entgelt für das Starten eines Ladevorgangs an.
  • Blockiergebühr: Nach einer bestimmten Ladedauer fallen pro Minute Gebühren für das Belegen der Ladesäule an.

Vorgaben zur Bezahlung an öffentlichen Ladesäulen werden durch die in Deutschland geltende LSV, die Ladesäulenverordnung geregelt.

Öffentlich laden: Roaming Anbieter

Einige Marktteilnehmer vereinfachen das Laden im öffentlichen Raum, indem sie Ladekarten anbieten, die mit möglichst vielen Ladestationen kompatibel sind. Bei den Roaming-Lösungen können Fahrer:innen von E-Autos nicht nur die Ladeinfrastruktur des eigenen Netzwerks nutzen, sondern erhalten auch Zugang zu den Ladesäulen der Roaming-Partner. Das ist ideal für Notfalllader:innen.

CHARGE NOW, Plugsurfing und Shell ReCharge bieten das Laden an nahezu allen Ladestationen in Europa an. Sie übernehmen die komplette Abrechnung - bezahlt wird allerdings nach dem Tarif, den der Ladesäulenbetreiber festlegt. Die beiden Anbieter verlangen für diesen Service keine monatliche Grundgebühr. Abgerechnet wird die geladene Strommenge und/oder eine bestimmte Startgebühr.

Anbieter

Anzahl Stationen

Monatliche Grundgebühr

Kosten: Aufladung AC

Weitere Informationen
(Stand: Februar 2023)

CHARGE NOW

750.000+ (EU)

-

variiert

Laden per Karte, per Plug & Charge oder per App. Startgebühr 9,90 € inkl. Ladekarte im URBAN-Tarif, Ladekosten variieren je nach Ladegeschwindigkeit und Ladesäulenbetreiber. Monatliche Abrechnung aller Ladevorgänge aus Deutschland und europäischem Ausland in einer gesammelten Rechnung.

Shell ReCharge

700.000+ (EU)

-

0,57 € - 0,64 € / kWh (DC)

Laden mit der Shell ReCharge App oder Ladekarte. Zusätzlich fällt eine Gebühr von 0,35 € je Ladevorgang an. Ladekosten werden monatlich abgerechnet. Ad-hoc-Laden 0,79 € pro kWh bei Zahlung via Giro-, Master-, Visakarte, Google & Apple Pay.

Plugsurfing

700.000+ (EU)

-

variiert

Laden mit Lade-App oder RFID-Ladeschlüssel.

ADAC e-Charge

700.000+ (DE)

-

unbekannt

Kooperation von ADAC mit Aral Pulse1. Laden zum ADAC Vorteilstarif an allen Aral pulse Ladesäulen in Deutschland, mit der Aral pulse Ladeapp und der neuen ADAC e-Charge Ladekarte. Details folgen

GP Joule

unbek.

-

variiert

Die App "CONNECT Charge" oder die CONNECT Ladekarte bieten Zugang zu allen öffentlichen Ladestationen des CONNECT Ladenetzes: IONITY, EWE, Allego oder EnBW

EWE Go App & Mobility Card

500.000 (EU)

-

0,49 € / kWh1   (AC),
0,59 € / kWh (DC)

Preise gelten für EWE Go-Ladestationen. An Partner-Ladepunkten kostet die kWh 0,59 € (AC) bzw. 0,64 € (DC). Keine zusätzlichen Kosten für die Mobility Card. 

1 Neue Kooperation ab 1.8.2024 Stand: Juli 2024

E-Auto-Ladebuchse spiegelt sich in Seitenspiegel

Öffentlich laden: Örtliche Stromversorger

Viele Energiekonzerne bieten E-Auto-Besitzer:innen spezielle Tarife zum Laden an. Oftmals gibt es dazu auch eine Lade-App, mit der man Ladestationen finden und bezahlen kann. Die Abrechnung erfolgt nach geladenen kWh. Solche Ladetarife sind ideal für Gelegenheitslader:innen, um flexibel zu bleiben. 

Ladetarife speziell für Stadtwerke-Kund:innen

Anbieter

Anzahl Stationen

Monatliche Grundgebühr

Kosten: Aufladung AC

Weitere Informationen

ENTEGA - Ladekarte oder Easy Charging Quality App

450.000+ (EU)

 -

0,49 € / kWh (AC)
0,55 € / kWh (DC)

Für ENTEGA-Kund:innen. Ab einer Standzeit von über 4 h fällt eine Blockier­gebühr von 0,04 €/min. an. Einmalige Aktivierungskosten von 10 € pro Ladekarte. Vertragslaufzeit 12 Monate. Zusätzlich erhältlich ist die ENTEGA Stromtankstellen-Finder App.

naturstrom smartcharge

100.000+ (EU)

keine; Startgebühr von 1,90 € pro Ladevorgang

0,55 € / kWh (AC) 0,99 € / kWh (DC) 

Ladevertrag inkl. smartcharge App. Zusätzlich zu den Kosten pro kWh fällt eine Blockiergebühr an: 0,10 € an den AC-Ladesäulen und 0,15 €/ min. an den DC-Ladesäulen (nach 30 Minuten).

Maingau Autostrom 

600.000+ (EU)

-

0,49 € / kWh (AC)
0,59 € / kWh (DC)

Preise gelten für Maingau Kund:innen in Deutschland (variiert  in anderen EU-Ländern). Ein Standzeitzuschlag von 0,10 € / min. entsteht ab 4 h AC- bzw. 1 h DC-Laden.

Stand: Juli 2024

Ladetarife von Stadtwerken für alle Personen

Anbieter

Anzahl Stationen

Monatliche Grundgebühr

Kosten: Aufladung AC

Weitere Informationen

EnBW mobility + App

600.000+ (EU)

-

0,59 € /kWh (AC)1

Preise gelten im Ladetarif S. Die Ladekarte gibt es für den Ladetarif M. Ab einer Standzeit von über 4 h fällt eine Blockier­gebühr von 0,10 € / min. an.

Maingau Autostrom

600.000+ (EU)

-

0,59 € / kWh (AC)
0,69 € / kWh (DC)

Preise gelten für alle Personen. Ein Standzeitzuschlag von 0,10 €/ min. entsteht ab 4 h AC- bzw. 1 h DC-Laden.

Stand: April 2024 

Elektroautos laden an öffentlichen Ladesäulen

Öffentlich laden: Automobilhersteller

Hersteller wie BMW, Volkswagen oder Tesla bieten eigene Abrechnungssysteme an, die ausschließlich E-Fahrzeugen der jeweiligen Marke vorbehalten sind. 

Porsche möchte den Kund:innen in den Porsche Charging Lounges die Ladezeit extra angenehm gestalten: "Im Lounge-Bereich gibt es neben Sanitärräumen eine große Auswahl an Erfrischungsgetränken und Snacks. Zudem stehen analoge und digitale Medien sowie ein leistungsfähiges WLAN-Netz zur Verfügung." (Quelle)

Auch Renault plant mit Mobilize Fast Charge ein öffentliches Ladenetz mit insgesamt 200 Ladestandorten in Europa - schwerpunktmäßig in Frankreich. Dies soll bis 2024 entstehen. Die 400 kW-Ladestationen sollen überwiegend bei Renault-Händlern nahe der Autobahn aufgestellt werden. Neben dem Laden wird für das Wohl der Fahrer:innen gesorgt: Sie können den komfortablen und ruhigen Rastbereich nutzen und dort einen Snack genießen.

 

Anbieter

Anzahl Stationen

Tarif

Monatliche Grundgebühr

Kosten: Aufladung

Weitere Informationen

BMW Charging

750.000+ (EU)

Active

4,99 € / Monat

ab 0,46 € / kWh (AC)
ab 0,65 € / kWh (DC)

Preise gelten für Active-Tarif. Hinzu kommt je Ladevorgang eine Ladevorgangsgebühr von 0,59 € (AC) bzw. 0,65 € (DC). Zusätzlich fallen nach 1,5 h bzw. 3 h Blockiergebühren an. Für BMW Neuwagen entfällt die Grundgebühr in den ersten 12 Monaten.

ELLI

700.000+ (EU)

Drive City

4,99 € / Monat

0,69 € / kWh (AC)
0,89 € / kWh (DC)

Preise gelten im Drive Plus-Tarif als Monatsabo. Blockiergebühren für AC-Laden nach 4 h und für DC-Laden nach 1,5 h.

Mercedes me

750.000+ (EU)

Mercedes me Charge M

4,90 € / Monat

0,42 € / kWh (AC)
0,65 € / kWh (DC und HPC)

Preise gelten für den Charge M-Tarif. Hinzu kommen untertags Blockiergebühren von 0,06 € / min. für AC-Laden über 3 h bzw. 0,20 € / min. bei DC-Laden über 1 h. 

Stand: April 2024

E-Auto unterwegs laden

Ladestation auf deiner Reise gesucht?

Partnerschaft mit CHARGE NOW: Das öffentliche Ladenetz von CHARGE NOW umfasst über 580.000 Ladepunkte in ganz Europa. Bestimmt auch auf deiner Reiseroute.

Zum CHARGE NOW Ladenetz

Laden im europäischen Ausland

Wenn man länger in Europa ist, gibt es auch vor Ort günstige Roaminganbieter. Beispiele:

  • Italien: BeCharge, Enel
  • Frankreich: Freshmile, Révéo
  • Dänemark: E.On Drive, ShellRecharge

Diese sind verglichen mit deutschen Roaminganbietern oftmals günstiger. Zudem bieten viele größere Supermärkte kostenloses oder günstiges Laden an - hier lohnt sich ein genauer Blick auf den Parkplatz.

Plug & Charge: Laden ganz unkompliziert und ohne Ladekarte

Ein neuer Ansatz geht über den Standard ISO 15118. Hier wird das Auto selbst zur Geldbörse und das Hantieren mit Karten und Apps überflüssig.

Der Datenaustausch zwischen Fahrzeug und Ladeinfrastruktur wird automatisiert und abgesichert. Sobald das Ladekabel eingesteckt ist, kommuniziert das Fahrzeug verschlüsselt mit der Ladestation und der Ladevorgang startet automatisch. Das abschließende Bezahlen erfolgt ohne weiteres Zutun.

Einige DC-Ladeanbieter unterstützen inzwischen die Plug & Charge-Technologie in Deutschland. Mit Hilfe verschlüsselter Kommunikation identifiziert die Ladesäule das angeschlossene E-Auto sowie den bestehenden Ladevertrag und startet den Ladevorgang binnen kurzer Zeit.

Aktuell sind nur E-Auto-Modelle wie beispielsweise der VW ID.4, ID.5 oder ID.Buzz sowie der Porsche Taycan darauf ausgelegt, mit Plug & Charge zu laden. Ebenso unterstützen der Audi e-tron, der Ford Mustang Mach-E und der Mercedes EQC diese Technologie.

Wie wirkt sich die Eichrechtskonformität auf das öffentliche Laden aus?

Die Eichrechtskonformität bringt Verbrauchern mehr Sicherheit und Transparenz bei der Abrechnung. Die Hersteller von Ladestationen arbeiten daran, die Eichrechtskonformität bei ihren Ladestationen sicherzustellen. Von ABL, Alfen, Alpitronic und KEBA kannst du bei uns bereits eichrechtskonforme Charger kaufen. Das bedeutet, dass Messgeräte die Messerergebnisse in geeigneter Form darstellen und gegen Verfälschung absichern müssen. Zusätzlich müssen die Messergebnisse prüfbar sein. Somit ist in der Zukunft gewährleistet, dass Kund:innen genau das bezahlen, was sie tatsächlich geladen haben und dies auch nachvollziehen können.

Seit dem 1. April 2019 müssen alle Ladesäulen geeignete Messsysteme aufweisen. Das Prinzip der Eichrechtskonformität wurde schon lange an die Ladestationsbetreiber kommuniziert. Der Strom muss nach kWh gemessen werden. Es muss zudem eindeutig sein, wem ein jeweiliger Ladevorgang zugeordnet wird. 

--> Mehr zum Thema Eichrechtskonformität

FAQ

Das richtige Ladekabel im Gepäck

Wenn du häufig oder ausschließlich öffentliche Ladesäulen mit Wechselstrom (AC) nutzt, lohnt sich der Kauf eines Ladekabels für dich.

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